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abdomen

das abdomen (lateinisch), der Bauch, die Bauchhöhle, der Unterleib. z.B. in: M. rectus abdominis = der gerade Muskel des Bauches, oder in: Abdominalschmerzen = Schmerzen im Bauchbereich.

abdomen, -inis f.
musculus, -i m.
rectus, -a, -um
abduc- wegführend (lateinisch), z.B. in Abduktion, die Abspreizung (der Arme beispielsweise); oder in: Nervus abducens, der VI Hirnnerv, dessen Impuls den M. rectus lateralis zur Kontraktion bringt, sodass der Augapfel nach aussen abgedreht, abduziert wird. Das Wort setzt sich aus "ab - von, weg" und "duco - ich führe" zusammen. ab-
rectus, -a, -um,
ducere
accessorius zusätzlich, hinzukommend (lateinisch). z.B. in processus accessorius, ein kleiner Fortsatz dorso-caudal am processus costalis der Lendenwirbel; oder in (englisch) "Access denied" - "Zutritt verweigert". Das Wort setzt sich aus "ad - heran" und "cedo - ich gehe" zusammen. accessorius, -a, -um
ad
cedere
acetabulum das acetabulum (lateinisch), die Pfanne des Hüftgelenkes am os coxae. Ursprünglich war damit ein römisches Schälchen gemeint, dass essigsaure Salbe oder Schminke enthielt. "Acet" ist das Wortstück für "Essig" oder "sauer", das z.B. auch in (italienisch) "Aceto balsamico" oder (englisch) "acid" enthalten ist. acetabulum, -i n.
os, ossis n.
coxa, -ae f.
agonist der Agonist (aus dem Griechischen) von "agonizomai" = (wett-)kämpfen
Bei der Beschreibung von Muskeln setzt man häufig den Agonisten, also solchen Muskeln, die eine bestimmte Bewegung hervorrufen, ihre Gegenspieler, ihre Antagonisten, gegenüber: zB. beugt der M. brachialis das Ellenbogen-Gelenk und der M. triceps brachii streckt es wieder, M. brachialis ist der Agonist für Beugung, und der M. triceps brachii ist sein Antagonist. Und tatsächlich ist fast jede Bewegung unseres Bewegungsspiels von Agonisten und Antagonisten im Wettstreit um den Sieg (die ideale Bewegung) gemeinsam errungen. Für die alten Griechen war wohl fast alles Wettkampf: Selbst der letzte Schritt unseres Lebens war ihnen ein Kampf: die Agonie, die stillen letzten Regungen, bevor der Tod siegt.
agonizomai
ala die ala (lateinisch), der Flügel.
Beim Menschen kennen wir zwar keine Flügel (alae, Mehrzahl von ala) wie bei den Vögeln (aves, auch Mehrzahl), dafür aber die "ala ossis ilii", die Darmbeinschaufel, die also wörtlich als "Flügel des Darmbeines" bezeichnet wird. Übrigends: Wo ist eingentlich das Ligamentum alare, das "Flügelband", bzw. wo sind die Ligamenta alaria, die "Flügelbänder"...?
ala, -ae f.
avis, -is f.
os ilium
lig. alare
alb- (ein lateinisches Wortstück)
irgendetwas, das weiss oder hell-glänzend ist. z.B. in Linea alba = wörtlich "die weisse Linie", das ist die 'Naht' der Rektusscheide auf der vorderen Bauchwand. Das Weisse des Hühnereies beispielsweise heisst (lateinisch) "albumen ovi", und ein bedeutsamer Eiweiss-Stoff des Blutes heisst "Albumin". Das germanische "alp" (z.B. in "Alptraum", "Albarich" dem Zwergenkönig der Nibelungen-Sage und Herr der unterirdischen "Elfen") hat wohl andere Ursprünge.
albus, -a, -um
linea, -ae f.
albumen, -inis n.
ovum, -i n.
anterior der oder die vordere
Das Wort "anterior" ist die Steigerungsform zu "ante". Ante (lat.) bedeutet "vor, vorwärts, vorher, früher, voran, voraus, zugewandt". Als Präposition folgt "anterior" der Konsonantischen Deklination und dem lateinischen Geschlecht des Hauptwortes: die Endungen "-ior" für männlich oder weiblich, -ius für sächlich: der vordere Winkel = angulus anterior, die vordere Rippe = costa anterior und das vordere Loch = foramen anterius.
anterior m.,
anterior f.,
anterius n.
anterius das vordere, zB. bei den Bändern der Wirbelsäule, eines ist das vordere (das Ligamentum longitudinale anterius), das andere das hintere Längsband (das Ligamentum longitudinale posterius). anterius n.
posterior, -ius
anulus der anulus (lat.) der kleine Ring
Der grosse (Fuss-)Ring heisst der "anus", was auch Enddarm-Öffnug, also After, bedeutet. "Anulus" ist eine Verkleinerungsform, "-ulus" am Wortstamm angehängt ist soetwas wie das dt." -chen". Anus und anulus sollte man nicht mit "nn" schreiben, um Verwechselungen mit dem "annus" (lat.) "Jahr, Lebensalter, Erntezeit" zu vermeiden. "In anno domini" bedeutet eben "im Jahr des Herrn" und nicht "im ... des Herrn"! Gleichwohl, in vielen englischen Internet-Texten wird "anulus" fälschlich mit "nn" geschrieben...
anulus, -i m.
anus, -i m.
annus -i m.
in anno domini
arcus der arcus (lateinisch), der Bogen. Es kann ein Kreisbogen, ein Gewölbebogen aber auch die Waffe gemeint sein. Daraus abgeleitet wird "arcuatus - gebogen". z.B. arcus vertebrae - der Wirbelbogen, aber auch "the archer" (englisch) der Bogenschütze. Arcus folgt der "u-Deklination" (oben 4a), im Genitiv Singular und Nominativ und Genitiv Plural wird das "u" lang gesprochen. arcus, -us m.
arcuatus, -a, -um
asper asper (lat) rauh, grob, derb, hart.
Dieses erläuternde Beiwort (Adjektiv) folgt dem Geschlecht des Hauptwortes: also zB. die Linea aspera an der Rückseite des Oberschenkelbeines. Bekannt ist vielleicht auch der Spruch "per aspera ad astra" = "durch Härte zu den Sternen", womit frühere Generationen die oft grausamen Erziehungsmethoden rechtfertigten. Mehr zu diesem Spruch bei: Klaus Bartels "Veni vidi vici - Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen. 1992, 7. Aufl. 2003, dtv 20167.
asper, aspera, asperum
aspera, -ae f.
astra, -ae f.
 
axis der axis (lat.) der zweite Wirbel, abgekürzt: C2 axis, -is m.
bi- (ein lateinisches Wortstück)
zweifach, doppelt. z.B. in: (englisch) "bicycle", was wörtlich "Zweirad" bedeutet, oder in "bimanuell" - "beidhändig". Dieses Wortstück gibt es auch als (lateinisch) "bis-".
cyclus, -i m.
manus -us f.
cauda die cauda (lateinisch), der Schweif, der Schwanz. z. B. in: Kaudasyndrom = Verletzung des unteren Endes des Rückenmarkes, der "cauda equina". cauda, -ae f.
equus, -i m.
syn-
caudal (lateinisch) schweifwärts, zum Schweif hin. caudalis, -is, -e
columna die columna (lateinisch), die Säule, z.B. in: Columna vertebralis = die Wirbelsäule, oder in: der Kolumnist, der Autor also, der regelmässig eine (säulenartige) Druckspalte (die Zeitungskolumne) schreibt. columna, -ae f.
vertebralis, -is, -e
concav Im Deutschen auch "konkav" geschrieben.
Aus dem Lateinischen: Die Silbe "con-" bedeutet eigentlich "zusammen". Die Silbe "-cav" kommt von "cavus, -a, -um (adj.) ausgehöhlt". Konkav ist dann als "drehrund ausgehöhlt" zu verstehen. Eselbrücke: Da die Tasse konkav ist, kann man Kaffee daraus trinken...
con-
cavus, -a, -um
convex Im Deutschen auch "konvex" geschrieben.
Aus dem Lateinischen: Die Silbe "con-" bedeutet eigentlich "zusammen". Die Silbe "-vex" kommt von"vertere - drehen", also bedeutet "convex" eigentlich "drehrund erhaben gedrexelt". Eselsbrücke: Ein Kinderpodex, ein Kinderpopoo, ist gewiss nicht gedrexelt, aber meist ganz nett konvex.
con-
vertere
coracoideus z.B. der Processus coracoideus, der Rabenschnabelfortsatz des Schulterblattes, der Scapula
"Coracoideus" heisst Raben-ähnlich: "Corvus corax" ist der Name des Kolkraben nach Carl von Linné (1707-1778), dem schwedischen Naturforscher, der zahlreiche Pflanzen und Tiere im 18. Jahrhundert nach Verwandtschaftsgraden eingeteilt und benannt hat.
scapula, -ae f.
corvus, -i m.
processus, -us m.
corpus das corpus (latein) der Körper.
Zum Beispiel heisst es vor Gericht "das corpus delicti" - der Gegenstand der Tat. In der Anatomie meint "corpus" im Allgemeinen den Hauptteil von etwas: das corpus femoris ist der Schaft des Oberschenkelknochens.
corpus, -oris n.
costa die costa (lat.) die Rippe
Daraus abgeleitet ist "costalis" (für männliches oder weibliches) oder "costale" (für sächliches), was wörtlich als "rippig" übersetzt werden müsste, zB. der processus costalis (der Rippenfortsatz). Neben "costa" bedeutet aber auch die Silbe "costo" Rippe: zB. der processus costotransversarius (Querfortsatz der Halswirbel), Kostovertebralgelenke (Rippenwirbelgelenke) etc.
costa, -ae f.
processus, us m.
costalis, -is, -e
costotransversarius, -i m.
cranial (lateinisch) schädelwärts, zum Schädel hin. cranialis, -is, -e
cranium das cranium (lateinisch), der Schädel. z.B. in: Hemicranie = halbseitiger Kopfschmerz, oder in: Craniotomie = Schädelöffnung. cranium, -i n.
hemi-
-tom
de eine lateinische Präposition, die "von, weg, über" bedeutet.
Also heisst "De motu saguinis" = "Über die Bewegung des Blutes".
de (+ Abl.)
motus, -us m.
sanguis, sanguinis m.
descensus der Abstieg (lateinisch) der descensus
Anatomisch meint man damit entweder wirkliche Wachstumsbewegungen, wie etwa den descensus testis, den Abstieg der Hoden von ihrem Bildungsort während der Embryonalzeit (unter dem Zwerchfell nämlich) in das kleine Becken und schliesslich den Austritt aus dem Abdomen in den Hodensack, oder nur phantasierte Abstiege, wie zB. in der "pars denscendens" des M. trapezius, seinem "absteigenden Abschnitt", der sich natürlich selbst keine Handbreit irgendwo herrunter-robbt. Lateinisch besteht das Wort aus der Vorsilbe "de" und dem Verb "scendere" - schlendern (und Sie können die Verwandtschaft noch hören).
de
scendere
trapezius
dexter (lateinisch) rechts. z.B. in Dextrose, Traubenzucker oder auch D-Glucose, welche polarisiertes Licht rechts herum dreht. dexter, dextra, dextrum
discus der discus (lat.) die Scheibe
Der "Diskjockey" legt eben die "Scheiben" auf; früher gab´s "Disketten"; das "Diskuswerfen" ist seit 708 vChr eine olympische Disziplin. Aus dem Griechischen kommt´s: der "diskos" - o diskos . Mehrzahl: die "disci" (sprich "diszi") - das oft zu hörende "Disküsser" ist grottenfalsch...
discus, -i m.
odiskos
distal das Gegenteil von proximal - Na, das war ein Scherz. Also "distal" bedeutet "weit vom Rumpf entfernt". Sie kennen doch sicher die Wendung "jemanden auf Distanz halten" und vielleicht strecken Sie dabei im Geiste die Hände abwehrend von sich weg. Genau davon kommt es. "Bracchia distendere" die Arme auseinanderspannen. brachium -i n.
dis-tendere
dorsal (lateinisch) rückenwärts, zum Rücken hin dorsalis, -is, -e
dorsum das dorsum (lateinisch), der Rücken, z. B. in: das Dorsum pedis = der Fussrücken. dorsum, -i n.
pes, pedis m.
extensor der Strecker (lateinisch) der Extensor
hat dieselbe Endung wie Imperator oder Motor. Diese "or"-Endung an einem Verb (tendere, imperare, movere) bezeichnet den "Macher": extendere = strecken, extensor = der Strecker; imperare = kommandieren, imperator = der (Ober-)Kommandant; movere = bewegen, motor = der Beweger.
ex-tendere
imperare
movere
facies die facies (lateinisch), die Seite oder das Gesicht. In der Fachsprache wird es "fazies" ausgesprochen. Ausspracheregel: c=k (z.B. colon, Dickdarm), aber c (vor e, i, y, ae, oe)=z (z.B. eben facies oder et cetera (sprich "ät-zetera"), und die übrigen. colon, -i n.
fibra die fibra (lat.) die Faser
Viele Fasern sind viele "fibrae". "Fibrosus" bedeutet faserig, "Fibrin" (dt.) ist ein fädiges Eiweiss des Blutgerinnungssystems, "Fibrillen" sind kleinste Fäserchen. - Hoffentlich sind diese vielen Hinweise für Sie keine Ballaststoffe, die im Englischen übrigends mit "high in fibre" (oder US "fiber") umschrieben werden....
fibra, -ae f.
fibrosus, -a, -um
flexor der Beuger (lateinisch) der flexor.
Die Konstruktion des Wortes ist wie bei "extensor". Die Beuger und Strecker sind übrigens Gegenspieler, Antagonisten. Unser deutsches "Flechten" komm von dem lateinischen Verb "flectere", das in flexor drin steckt. Auch der "Reflex" reflektiert dies.
Aber: (Zitat aus der deutschen Wikipedia:) "Ein Wort 'Reflektion', das fälschlicherweise oft für das Substantiv des Verbs 'reflektieren' gehalten wird, existiert in der deutschen Sprache nicht, obwohl der lateinische Wortstamm dazu verleitet und in vielen anderen Sprachen auch üblich ist ..."
flectere, flecto, flexi, flectum
foramen das foramen (lateinisch), das Loch. z.B. in: foramina nutritiva (Mehrzahl, Konsonantische Deklination siehe oben 3b), typische Löcher für Blutgefässe an Skelettstücken, die das Knochengewebe und das Knochenmark ernähren (von lateinisch "nutrio" = ich ernähre). foramen, -inis n.
nutriere
fossa die Grube (lateinisch) die fossa
Fossa ist eine große Grube, fast schon ein Loch, ein foramen. Eine kleine Grube, ein Grübchen also, ist in der Anatomie eine fovea. Man könnte auch fossula sagen, aber irgendwie fanden wohl die Alten (Vesal, Boerhaave, von Haller) das Grübchen (die fovea) netter und nannten die kleinen Gruben seltener fossula.
fossa, -ae f.
fovea, -ae f.
fossula, -ae f.
fusus der fusus (lat.) die Spindel.
zB in "fusus neuroanatomicus", der lateinischen Bezeichnung für die Muskelspindel. Heute sagt man das eigentlich nur deutsch (Muskelspindel) oder englisch (muscle-spindle) oder kürzt es sogar ab (MSP). Im Deutschen hat der "fusus" im "Fussel" seine Spur hinterlassen.
fusus, -i m.
neuro-
anatomicus, -a, -um
gaster die gaster (lateinisch) der Magen, der Wulst, der Wanst.
Sie haben sicher schon von der "Gastritis", der Magenschleimhautentzündung gehört. Aber auch der M. gastrocnemius (der "wulstförmige Wadenmuskel") leitet sich daraus ab. Gaster ist kein klassisches Latein, das Wort wurde aus dem Griechischen "latinisiert". Vor 2000 Jahren da hätte man in Rom oder Köln wohl eher der "ventriculus" statt die "gaster" gehört.
Die meisten Kliniker sagen übrigends "der gaster".
Naja ;-)

gaster, gastris f.
hgatsr
ventriculus, -i m.

gleno- eine alte Bezeichnung für alles, was mit dem Schultergelenk zu tun hat. Das griechische "glene" bedeutet "flache Gelenkgrube". Eine sehr schöne, wenn auch ethymologisch falsche Assoziation ist "glänzend": Die facies glenoidea hat einen recht dünnen Knorpelüberzug, sie schimmert daher wie Augen glänzend ... facies, -ei f.
glene
incisura die incisura (Latein) der Einschnitt.
Im Englischen "the pair of scissors" steckt ganz deutlich dieses lateinische Stammwort drin. Eine typische anatomische Inzisura ist die "incisura superior pediculi arcus vertebrae", also der Einschnitt am Oberrand des Wirbelbogen-Fusses.
incisura, -ae f.
inferior inferior (lat.) der oder die untere
Auch hier folgt dieses Wort dem Geschlecht des Hauptwortes: der untere Fortsatz = processus inferior, die untere Fläche = facies inferior und das untere Loch = foramen inferius. Zum gleichen Wortstamm gehört "infra" = "unterhalb". Noch im 19. Jhdt. sagte man zB. "inferiore Gelüste", wenn sogenannte "niedere" Beweggründe gemeint waren...
inferior m.
inferior f.
inferius n.
infra infra (lat.) unterhalb
Das Adverb wird in vielen anatomischen Namen verwendet, wie im foramen infrapiriforme, der Stelle unterhalb des M. piriformis, an der der N. ischiadicus und der N. gutaeus inferior das kleine Becken verlassen und nach dorsal zum Oberschenkel ziehen. Im Gegensatz zu sub- ist infra nur räumlich oder zeitlich gemeint.
infra
inter inter (lat.) zwischen
Im Englischen kennen Sie vielleicht "the interrelationship" - der Zusammenhang zwischen mindestens zwei Objekten. So ist auch die Präposition "inter" auf mindestens zwei angeweiesen: zB. der discus intervertebralis ist die Scheibe zwischen zwei Wirbeln. Verwandte lateinische Worte sind: intra und intro.
inter
intervertebralis, -is, -e
intra
intro
kollagen

das Kollagen (dt.) oder kollagene Fasern (dt.)
Kollagen ist ein Eiweiss-Molekül, das in mehreren Varianten existiert und u.a. die kollagenen Fasern bildet. Das Wortstück "kolla" kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet "Kleister, Tischler-Leim". Die Silbe "-gen" stammt von "gignere" (lat.) erzeugen, und findet sich in Worten wie "Genetik", "Genesis" und "Gentherapie". Kollagen bedeutet also wörtlich: Kleister-bildend, und tatsächlich kann aus fleischlichen Essensresten, besonders aus Bindegewebe, Sehnen, Unterhaut etc. durch sehr, sehr langes Kochen (Tage!) der Knochenleim gewonnen werden. Ökologisch besser ist es, im Geschäft sich einfach einen fertigen Kleber wie zB. "technicoll"® zu kaufen.
Das medizinisch Entscheidende an kollagenen Fasern ist allerdings, dass kollagene Fasern so zugfest sind wie Stahlseile.

kolla
gignere
latera die latera (lateinisch), die Seite. z.B. in "bilateral" - "zweiseitig, symmetrisch". latera, -ae f.
bi-
ligamentum das ligamentum (lat.) das Band
Bänder (ligamenta) sind Bindegewebsstrukturen, die meistens von Knochen zu Knochen oder zu anderem Bingewegebe ziehen. zB. das hintere Längsband der Wirbelsäule zieht im Wirbelkanal von Bandscheibe (Bindegewebe) zu Bandscheibe (wieder Bindegewebe). Abgekürzt wir das ligamentum mit "Lig.", viele Bänder (also Mehrzahl: die ligamenta) mit "Ligg."
Bitte sprechen Sie immer das ganze Wort aus, niemals nur die Abk. - da ham Se ja ooch jraad "Abkürzung" jesaacht?
ligamentum, -i n.
longitudinale longitudinale (lat.) das längs Ausgerichtete
Längs ausgerichtet ist zB. das vordere Längsband, das "Lig. longitudinale anterius". Die Endung "-e" weist auf das sächliche Hauptwort (also "Ligamentum") hin. Wäre dieses männlich oder weiblich, müsste es heissen "longitudinalis" (siehe oben: Konsonantische Deklination).
longitudinalis, -is, -e
maior maior oder major (lat.) der oder die größere
Eigentlich gibt es im klassischen Latein kein "j", sodaß es zwei Schreibweisen gibt: eine klassische "maior" und eine moderne "major". Das Adjektiv folgt der konsonatischen Deklination (oben 3a und 3b): maior für Männliches (3a), maior für Weibliches (3a) und maius für Sächliches (3b). Es folgt also dem Geschlecht des Hauptwortes: Der Trochanter maior, die Facies maior und das Tuberculum maius.
maior, maior, maius
manus die manus (Latein) die Hand.
Manchmal hört man, dass eine "Manipulation" vorliege (irgendwie mit der Hand gefummelt / gefälscht) oder das Manual, das ist (englisch) das Handbuch, oder (ganz deutsch gesprochen) die "Tastatur" mit anhängendem Pfeifenwerk der Orgel.
manus, -us f.
medium das medium (Latein) die Mitte.
z.B. im "Medianschnitt", also der sagittalen Schnittebene, die genau durch die Spiegel-Mitte des Körpers geht. Interessant ist, dass im Lateinischen auch die Öffentlichkeit und öffentliche Wege mit "medium" bezeichnet wurden. Mehrzahl: die "media", woraus unser deutsches "die (neuen) Medien" geworden ist.
medium, -i n.
minor der oder die kleinere (lat.) das Gegenteil zu maior Auch dieses Wort hat für Männliches oder Weibliches die Endung "-ior" und für Sächliches "-ius": Der Trochnater minor, die Facies minor und das Tuberculum minus. minor, minor, minus
os coccygis das os coccygis (Lateinisch) = das Steissbein.
"Coccyx" (Lateinisch) heisst "der Kuckuck", also ist "os coccygis" wörtlich übersetzt "der Knochen des Kuckucks". Warum aber heisst das Steissbein nun "os coccygis"?
Hier eine Erklärung, die ich freundlicherweise durch das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Universitätskrankkenhaus Hamburg-Eppendorf, erhielt:

...Skinner, Henry Alan: The Origin of Medical Terms, 2.ed., Baltimore 1961, gibt p.115 folgende Erklärung: Der alexandrinische Anatom Herophilus (ca. 300 v.Chr) habe diesen Namen erstmals gewählt, weil das Steissbein an den Schnabel eines Kuckucks erinnert habe; später habe Andreas Vesal, der Begründer der neuzeitlichen Anatomie im 16. Jht., dieselbe Erklärung dieses Namens gegeben... Skinner erwähnt allerdings noch eine weitere Ableitungsmöglichkeit. Ein alter Name für "coccyx" sei "whistle bone" gewesen und der französische Arzt Riolan habe 1620 geglaubt, daß "the name coccyx was associated with the escape of wind making a noise like the cry of the cuckoo." - Wie so oft, lassen sich solche Namen also mehrfach "herleiten"...
os, ossis n.
coccyx, -igis m.
pediculus der pediculus (lateinisch), -hier, in der Anatomie- das Fussstück. z.B. in pediculus arcus vertebrae. Pediculus ist die Verkleinerungsform von pes: An das Ursprungswort wird im Lateinischen "-ulus, -ula, -ulum" angehängt, also bedeutet "pediculus" eigentlich "Füsschen". pediculus, -i m.
pes, pedis m.
-ulus, -ula, -ulum
pes der pes (Latein) der Fuß (oder "Fuss" ?) In (alten) deutschen Fremdworten wie "das Podest" oder "das Pedal" steckt "pes" ebenso drin wie im Englischen "Pedestrians only". In der Anatomie ist "pes" natürlich zunächst das Körperteil "Fuß". Einige werden aber gewiss auch den "pes anserinus superficialis" kennen. pes, pedis m.
anser, anseris m.
processus der processus (lateinisch), der Forsatz. Das "u" im Genitiv und in der Mehrzahl wird lang gesprochen (z. B. die Fortsätze = "processus"), das Wort folgt der "u-Deklination". Beispiele sind der Dornfortsatz - "processus spinosus", der Rippenfortsatz - "processus costalis". Die lateinische Silbe "pro-" bedeutet "voran, heraus", der andere Wortteil kommt von (lateinisch) "cedo - ich gehe, ich schreite". Im deutschen "Prozess" sind diese Wortstücke auch enthalten, aber zeitlich und nicht räumlich gemeint. processus, -us m.
cedere
prostata die "Vorsteherdrüse" steht (so schreibt Arnold van de Laar ins seinem Klasse-Buch "Schnitt - die Geschichte der Chirurgie in 28 Operationen") sthe beim Steinschnitt vor dem Ziel, vor dem herauszuschneidenden Stein. Also nix mit Errektion und so...

pro- (vor)

stare (stehen)

pulpa die pulpa (Latein) weiches Innere von etwas. Eigentlich ist im Lateinischen das "Fleisch" gemeint, bei einer Fleischpastete etwa. Man spricht in der Medizin von der "Zahnpulpa" oder von dem "nucleus pulposus" = dem Gallertkern der Bandscheibe. pulpa, -ae f.
pulposus, -a, -um
scapula das Schulterblatt, die scapula (lateinisch)
erhielt ihren Namen wohl vom griechischen "skapha" = ausgehöhlter Körper, Einbaum. Die Scapula (sprich: "Skapula") hat auch eine prima Schaufelform, sodass nicht ohne Grund in Süddeutschland "des Schäuffele" beim Metzger eine (Schweine-)Scapula meint. Vgl. "os scaphoideum"
skaphae
scapula, -ae f.
septum das septum (lateinisch), die Trennwand
Manchmal raunt der Chirurg während der OP seiner Assistentin zu: "Sehen Sie, Sie hatten Recht, alles schon septiert ..." also mit Trennwänden durchzogen. Das Bindegewebe schafft solche Trennwände, solche septen, und "sagt" den Muskeln, den Nerven oder den Drüsenzellen, wohin sie wachsen dürfen und wohin nicht.
septum, -i n.
sinister (lateinisch) links. z.B. in der etwas altertümlichen deutschen Verwendung wie: "sinistrer Charakter", also ein linkischer Charakter. sinister, sinistra, sinistrum
sub- Eine lateinische Silbe für "unten, darunter"
zB. in N. subcostalis, der Nerv direkt unterhalb der zwölften Rippe.
"sub-" kennen Sie auch aus der Umgangssprache: Die Subkultur oder "diese Leistung war suboptimal". Das letzte Beispiel zeigt, daß "sub-" auch eine Wertung assoziieren läßt: Suboptimal meint ironisch "knapp vorbei". Sub hat oft den Beigeschmack des Geringeren: der Subalterne (der Untergebene).
subcostalis, -is, -e
superior (lateinisch) oberer. z.B. in "Superman", "das ist super, Spitze" ... Das Wort folgt im Lateinischen dem Geschlecht des Wortes, das es beschreibt: "tuberculum superius" heisst es beispielsweise, weil "tuberculum" sächlich ist. superior, superior, superius
tuberculum, -i n.
Thalamus Der Thalamus
Der Thalamus liegt im Diencephalon, im Zwischenhirn, ist funktionell aber Teil des "modernen" Neocortex. Hier werden alle Sinnesbahnen, die zu Bewusstsein kommen können, umgeschaltet. Deshalb nennt man im Unterricht ihn auch "Tor zum Bewusstsein". Der Thalamus ist auch an der Generierung von Bewegungen beteiligt.
Interessant ist der Name "Thalamus", was "Brautgemach" bedeutet: Hier vermählen sich, so die Vorstellung der Alten, "Anima" (die Seele) und "Animus" (der Geist) miteinander und das "Licht" des Bewusstseins entstehe so. Diese sehr alten Vorstellungen der mittelalterlichen Kabala betrachten wir heute zwar als "falsch", aber etwas Wahres ist ja schon dran - und man kann sich fragen, wie mühsam "die Alten" so ein Wissen durch Beobachtung und viel medizinische Erfahrung haben entdecken können: Respekt!
thalamos
transversus transversus (lat.) quer
Manche Leute sagen "horizontal", wenn sie zB. die Transversalebene meinen, die quer zur cranio-caudalen Achse des Körpers verläuft.Das ist streng genommen falsch, denn quer (oder auch längs) orientiert sich am Körperbauplan und nicht am Schwerefeld der Erde. Quer, transversus (für männliches), sollte man auch nicht mit schräg oder diagonal velwechsern. Diagonal heisst "obliquus" (für männliche Hauptworte, obliqua für weibliche und obliquum für sächliche).
transversus, -a, -um
obliquus, -a, -um
venter der venter (lateinisch), der Bauch, der Wulst. z. B. in: Venter inferior musculi digastrici = der untere Bauch des Muskulus digastricus venter, ventris m.
(gen.pl.: ventrium)
inferior
musculus, -i m.
gaster, gastris f.
ventral (lateinisch) bauchwärts, zum Bauch hin. ventralis, -is, -e
vertebr- (ein lateinisches Wortstück)
irgendetwas, das mit Wirbeln zu tun hat. z.B. in: Die columna vertebralis = die Wirbelsäule. Das Wortstück taucht auch in (lateinisch) "verto = ich drehe", im (lateinischen) Wort für Schwindel "vertigo" und sogar im Wort "Version" auf. Das Wortstück soll dem (altindischen) "vartayati" entstammen, das etwa bedeutet "setzt in drehende Bewegung".
columna, -ae f.
vertebralis, -is, -e
vertere
vertigo, -ionis f.
Zwerchfell das Zwerchfell, das Diaphragma
"Twerch" ist altes Deutsch und bedeutet "quer", "Fell" bedeutet dünne Haut (Trommerfell, Bauchfell). Das Wort hat also überhaupt nichts zu tun mit irgendwelchen Zwergen oder so!
Blödsinn wäre "ein twerch der steht im Walde ganz still und und stumm ..."
diaphragma, -ae f.
home - http://www.everything-virtual.org/vokabelheft.html

Quellen: Pschyrembel "Klinisches Wörterbuch" letzte Auflage Berlin; Stowasser "Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch" München 1966; Sobotta "Atlas der Anatomie" 1. Bd. 20. Aufl. München 1993; Langenscheidts "Grosses Schulwörterbuch Lateinisch-Deutsch" 5. Aufl. Berlin 1987; Guttmann W. "Medizinische Terminologie" Berlin 1927, DUDEN "Etymologie der deutschen Sprache" Mannheim; Klaus Bartels "Veni vidi vici - Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen. 1992, 7. Aufl. 2003, dtv 20167.
Weitere Literatur:
Fangerau, Schulz, Noack, Müller "Medizinische Terminologie - Ein Kompaktkurs" 5. Auflage Lehmanns media, Berlin 2014
Lippert-Burmester, Lippert "Medizinische Fahsprache - leicht gemacht" 6. Auflage Schattauer-Verlag, Stuttgart 2014

© Priv.Doz. Dr. med. FA (Anatomie) Thomas J. Strasmann - www.everything-virtual.org
letzte Änderung: 22.04.2016
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